Chronik 1948-1995

Die ersten 47 Jahre…
von Karlheinz Eisenhardt

Der Geburtstag unseres Vereins ist der 11. März 1948, als immerhin schon 17 Liebhaber des Königlichen Spiels im Gasthaus “zur Linde” den Deizisauer Schachverein gründeten und ihm den Namen „Schachfreunde“ gaben. Die drei Initiatoren waren Friseur-meister Albert Bantel, der in seinem Salon unermüdlich für den neuen Verein geworben hatte, Lindenwirt Ferdinand Bantel, der uns die nötige Unterkunft in den ersten Jahren in seinem Lokal gab, und schließlich der neugewählte 1. Vor-sitzende Wenzel Wiesner, der als Heimatvertriebener aus dem Sudetenland in Deizisau gelandet war - ein Glücksfall für uns, denn er besaß das schachliche Können und auch das organisatorische Geschick zur Führung des Vereins in den schwierigen ersten „Lebensjahren“. Er führte den Verein mehr als 20 Jahre lang vorbildlich und bestimmte die Entwicklung maßgeblich, ebenso wie seine Nachfolger.

Die Vereinsgründung erfolgte noch in der schweren Zeit der Lebensmittelbewirtschaftung. In den Gasthäusern gab es auch für „Marken“ kaum etwas zum Essen und nur dünnes Bier zum Trinken. Wie froh waren wir, wenn unser Gastgeber Ferdinand Bantel hin und wieder ein Gläschen Wein oder ein kleines Vesper für seine Schachspieler auftreiben konnte.
Nach der Währungsreform Mitte 1948 wurde es zwar langsam besser, dafür war aber das Geld überall sehr knapp. Anfangs mußten die Mitglieder ihre eigenen Schachbretter und -figuren zum Spielabend mitbringen, denn der neue Verein besaß nichts. Die Anschaffung vereinseigener Schachspiele und vor allem Schachuhren war das erste und wichtigste Ziel. Zuschüsse der Gemeinde oder von Verbänden oder gar Sponsorengelder gab es noch nicht. Mit großen Anstrengungen, z.B. durch Spenden und Beitragsvorauszahlungen, gelang es nach und nach, einen Bestand an Spielen und Uhren zu erwerben, den dann unser Materialwart Willi Schurr dementsprechend sorgsam hegte und pflegte. Als Kuriosum kann hier das „Schachtoto“ genannt werden, das ab 1951 zur Aufbesserung der Finanzen eingeführt wurde. Der Ausgang der Partien der Vereinsmeisterschaft konnte mit einem Einsatz von 10 Pfennigen je Reihe getippt werden. Kleine Gewinne wurden ausgesetzt, die Hälfte der Einnahmen floß aber in die Vereinskasse. Der Kassier war deshalb neben dem 1.Vorsitzenden der wichtigste Funktionär im Verein. Um so erstaunlicher ist es, daß wir in den ver-gangenen 50 Jahren mit nur 2 Kassierern ausgekommen sind (abgesehen von einer kurzen Unterbrechung 1990/91). Beide sorgten mit der gebotenen Sorgfalt und Sparsamkeit stets für geordnete Kassenverhältnis-se im Verein. Die jüngeren Mitglieder hoffen aber, daß die Entwicklung in den kommenden 50 Jahren eine etwas großzügigere Kassen-führung erlaubt.
Trotz der widrigen Umstände im Gründungsjahr 1948 gingen die Mitglieder voller Eifer und Optimismus daran, den neuen Verein zu stabilisieren und voranzubringen. Im Vordergrund stand zunächst das gegenseitige Kräftemessen bei den wöchentlichen Spielabenden, galt es doch, die Rangfolge für die Aufstellung einer Mannschaft festzustellen. Dazu wurde auch alljährlich eine Vereinsmeisterschaft ausgespielt. Erster Vereinsmeister wurde Wenzel Wiesner, der „Schachkönig“ von Deizisau, wie er in der Umgebung genannt wurde. Anfangs fast unschlagbar, wurde er schon 1950 vom damaligen Jugendspieler Franz Escher entthront, dem talentiertesten und erfolgreichsten Schachkönner, der aus unserem Verein hervorgegangen ist. Die Vereinsmeister sind in aller Regel auch die Spitzenspieler unserer 1. Mannschaft. Sie sind maßgebend für die Spielstärke im Verein.

Ein weiterer Schwerpunkt im Vereinsleben waren von Anfang an die Mannschaftswettkämpfe. Ein erstes Freundschaftsspiel gegen Wernau noch im März 1948 konnte zwar gewonnen werden. In den Pflichtspielen mußte unsere Mannschaft aber in der untersten Klasse anfangen. Im Jahre 1950 gelang erstmals ein Aufstieg in die A-Klasse, später auch in die Kreisklasse.

Einen ersten Höhepunkt brachte das Jahr 1957: Deizisau wurde Kreismeister und stieg in die Bezirksklasse auf. Höher hinauf sind wir auch später nie gekommen. Auch sonst ging es in den ersten 10 Jahren der Vereinsgeschichte gut voran.

Ab 1950 wurden Blitzturniere im Verein ausgetragen. 1. Blitzmeister wurde Franz Escher.
Im Jahre 1952 konnte eine Jugendmannschaft gebildet werden die im gleichen Jahr sogar die Bezirksjugendmeisterschaft errang. Erster Vereinsjugendmeister wurde Paul Schüle.
Der Versuch mit einer Deizisauer Ortsmeisterschaft verlief 1952 eigentlich ganz gut (sogar Bürgermeister Ertinger spielte mit), wurde aber wieder aufgegeben, da die erhofften zusätzlichen Mitglieder nicht für unseren Verein gewonnen werden konnten.

Das zweite Jahrzehnt der Vereinsgeschichte war geprägt durch den mehrfachen Abstieg unserer Mannschaft in die Kreisklasse (1959, 1962, 1965) und den jeweils gefeierten Wiederaufstieg in die Bezirksklasse (1957, 1960, 1963). Ab 1965 blieben wir dann in der Kreisklasse.

Im Jahre 1959 bestritten wir unseren ersten und einzigen Fernschach-Wettkampf gegen eine Mannschaft aus Staßfurt (damalige DDR), der ohne Endergebnis auslief, als die Partner aus dem Osten keine Antwort mehr gaben.

Ein wichtiger Schritt war im Jahre 1961 die Verlegung des wöchentlichen Spielabends von Donnerstag auf Freitag. Der arbeitsfreie Samstag setzte sich mehr und mehr durch. Die Schachspieler hofften deshalb, am Freitagabend länger am Brett sitzen bleiben und am Samstag „ausschlafen“ zu können.

Anfang der Sechziger Jahre begann auch der Ärger mit unseren Spiellokalen, der viele Jahre lang anhielt. Nachdem unser Gründungsmitglied Ferdinand Bantel sein Gasthaus “zur Linde” verpachtet hatte, waren wir dort nicht mehr gern gesehen. Zum Teil wurden wir im Winter in ungeheizte Räume gesetzt. Nach einem Versuch im „Lamm“ wechselten wir schließlich 1961 ins Café CADO über. Dort fanden wir zwar mehr Verständnis, mußten aber immer wieder ausweichen - oft, ohne vorherige Benachrichtigung - wenn unser Spielraum für andere Veranstaltungen gebraucht wurde, die mehr Umsatz versprachen. Bei Pflichtspielen an Sonntagen drängten mittags Essensgäste in den Spielraum. Der Wechsel in die „Germania“ 1977 änderte wenig. Die Wirte mögen die Schachspieler allgemein nicht, weil sie zu wenig „verzehren“. Ein Wirt sagte uns: „Von den Einnahmen bei Euch kann ich nicht einmal die Lichtrechnung bezahlen.“ Die Misere wurde erst 20 Jahre später behoben, als uns die Gemeinde einen Spielraum im Vereinsjugendheim „Hintere Halde“ ab 1975 zu-nächst sonntags und 1981 dann auch freitags zur Verfügung stellte. Später ließ die Gemeinde noch einen großen Schrank für die Unterbringung unseres Spielmaterials einbauen. Dafür waren wir sehr dankbar.

In den “Sechzigern” entwickelten sich auch die geselligen Veranstaltungen zur Regel im Vereinsleben. Gemütliche Abende mit den Ehefrauen und Familienangehörigen, Herings- und Hasenessen, Kappenabende sollten den Zusammenhalt in der „Vereinsfamilie“ fördern. Höhepunkte waren unsere Jahreswanderungen und -ausflüge. Waren die Herren 1956 und 1957 bei den ersten Ausflügen nach Urach und zum „Roten Berg“ noch unter sich, so durften Frauen und Kinder ab 1959 (Schurwald) mitkommen, auch nach Markröningen (1962), auf die Alb und die Teck (1964, 1965); ins Nassachtal und nach Köngen (1966, 1967). Die recht beliebt gewordenen Ausfahrten wurden auch im nächsten Jahrzehnt fortgeführt. Es ging über den Schurwald zum Stumpenhof (1968), ins Evbachtal (1970), nach Denkendorf (1971) zum Reußenstein und nach Schopfloch (1972). Im Jubiläumsjahr 1973 wagten wir die erste Omnibusfahrt ins Hohenloher Land, eine weitere folgte zur Bärenhöhle und zum Lichtenstein (1974). 1977 besuchten wir das „Blühende Barock“ in Ludwigsburg.

Leider mußten wir nach 20 Jahren erstmals den Verlust eines Mitglieds durch den Tod beklagen. Unser beliebter und zuverlässiger Mitspieler Heinz Esser mußte uns unerwartet im Jahre 1968 für immer verlassen.

Das dritte Jahrzehnt der Vereinsgeschichte war durchzogen von Existenz-sorgen, aber auch Zukunftshoffnungen. Die Mitgliederzahl war 1970 auf 13 meist ältere Spieler geschrumpft. Allen war klar, daß wir uns nach Kräften um Nachwuchs bemühen mußten. Versuche um einen Schachunterricht in der Schule fanden keine Gegenliebe. Glücklicherweise fanden wir aber Hilfe beim Ortsjugendring. Ab 1971 konnten alljährlich gemeinsame Jugendschach-turniere des 0rtsjugendrings mit unserem Verein ausgetragen werden. Die 8 Teilnehmer 1971 konnten in eine Jugendgruppe übernommen werden. Am Turnier 1972 nahmen schon 16 Jugendliche teil, die in je einer Jugend- und Schülergruppe getrennt und in der Folgezeit von Friedrich Taxis im Café CADO und von Karlheinz Eisenhardt mit Unterstützung der Ev. Kirche im Kindergarten „zum guten Hirten“ betreut wurden. Später übernahm Jugendleiter Gerhard Maier die Betreuung der Gruppen.

In den Jahren 1975/76 nahm unsere Jugend an der Schüler-Mannschaftsmeisterschaft des Schachkreises teil, belegte aber nur den letzten Platz unter 7 Konkurrenten. Wenn auch der erhoffte große Mitgliederzuwachs ausblieb, so blieben doch immer wieder einzelne Jugendspieler dem Verein treu. Die dringend nötige Verjüngung konnte so wenigstens erfolgreich begonnen werden.

Das 25-jährige Vereinsjubiläum 1973 wurde mit einem festlichen Abend (mit Bürgermeister Ertinger und weiteren Ehrengästen) gebührend gefeiert. Es folgte ein Omnibusausflug ins Hohenloher Land. Durch glückliche Umstände konnte außerdem der bekannte Schachgroßmeister Pachmann zu einer Simultanveranstaltung im „Ochsen“ in Deizisau gewonnen werden. Auch unsere Mannschaft leistete ihren Beitrag zum Jubiläum: Nach vielen Jahren konnte wieder einmal die Vereinsmeisterschaft und der Aufstieg zur Bezirksklasse geschafft werden. Leider folgte schon 1974 wieder der Abstieg in die Kreisklasse, in der wir uns damals konstant halten konnten.
Der Jahresbeitrag wurde 1974 von 8 auf 10 DM erhöht. Die Vereinsfinanzen waren stets bescheiden, aber stabil.

Ein Ereignis löste 1974 große Begeisterung bei uns aus: Franz Escher, der aus unserem Verein hervorgegangen ist, wurde Deutscher Pokalmeister. Beim Deutschen Schachkongreß in Würzburg gewann er durch den Endspielsieg gegen Dr. Dornieden (Westfalen) den „Dähne-Pokal“, den er dann seinen Deizisauer Freunden am Spielabend im Café CADO glückstrahlend zeigte.

Das vierte Jahrzehnt der Vereinsgeschichte zeichnete sich durch Höhen und Tiefen aus. Obwohl der Spielbetrieb nach dem Umzug in die „Hintere Halde“ normalisiert und nach jahrelanger Pause wieder Vereinsmeister-schaften durchgeführt werden konnten, ging es mit unserer 1. Mannschaft bergab: Sie mußte 1981 erstmals in die A-Klasse absteigen. Zwar gelang 1982 nochmals der Wiederaufstieg in die Kreisklasse, aber nach dem erneuten Abstieg 1984 blieben wir unten in der A-Klasse. Unsere 2. Mannschaft spielte abwechselnd in der C- und D-Klasse. Zum Trost ging es im Jugendbereich voran. Unter der Führung der Jugendleiter Gerhard Maier, Gerhard Fauser und Jens Tholen beteiligten sich unsere Nachwuchsspieler an zahlreichen Turnieren. Auch das Jugendschachturnier mit dem Ortsjugendring wurde alljährlich ausgetragen.
Im organisatorischen Bereich ist die Vereinssatzung herauszustellen, die 1985 beschlossen wurde. Sie war Voraussetzung für die vom Schachverband geforderte Eintragung ins Vereinsregister. Seit 1985 sind wir also e.V.. Vorwiegend durch Verbandsvorgaben sind auch die Erhöhungen des Jahresbeitrags von 10 auf 20 DM (1982) und weiter auf 30 DM (1986) zu sehen.

Seit 1987 haben wir durch die Initiative unseres damaligen Jugendleiters Gerhard Fauser ein neues Vereinswappen, das bis heute verwendet wird.
Daß es auch ohne Schachspiel im Verein ganz nett sein kann, beweisen neben den alljährlichen “gemütlichen Abenden” besonders die Vereinsausflüge zum Hohenneuffen (1979), nach Marbach (1981), Tübingen (1982), Bad Liebenzell (1983), Heidelberg (1984), München(1985) und zur Insel Mainau (1986).

Das 40-jährige Vereinsjubiläum wurde mit einer Feier im Vereinsheim “Waldeck” festlich begangen. Das letzte Jahrzehnt begann mit einer Auszeichnung unseres 1. Vorsitzenden Karlheinz Eisenhardt, dem bei der Bürgerversammlung 1989 von Bürgermeister Schmid die Ehrennadel des Landes für Verdienste im Ehrenamt verliehen wurde. Dies bedeutet zugleich eine Anerkennung für die Arbeit unseres Vereins. Ebenfalls 1989 kam, bestens organisiert von unserem 2. Vorsitzenden Reinhold Meilke, noch unser erster zweitägiger Omnibusausflug in die “Fränkische Schweiz” zustande. Es war ein großes Erlebnis für die Teilnehmer, aber zugleich für lange Zeit unser letzter Vereinsausflug. Denn mit der Wahl von Jens Tholen zum 1. Vorsitzenden kam 1990 die lange erwartete und eigentlich auch erhoffte Übernahme der Vereinsführung durch die jüngere Generation, die allerdings mit einem Fehlschlag endete, als der neue Vorsitzende schon 1991 völlig überraschend sein Amt niederlegte und den Verein verließ.
1991 verließ also Jens Tholen den Verein, der danach für kurze Zeit führungslos war. Eine außerordentliche Hauptversammlung musste über den Fortgang des Vereins entscheiden; ein neuer Vorsitzender oder die Auflösung des Vereins. Gerhard Maier erklärte sich bereit die Amtsgeschäfte weiterzuführen. Ein Jahr später, 1992, hob er den 16jährigen Sven Noppes als Schriftführer und Pressewart in den Vorstand. Ein Jahr später wurde dieser zum 2. Vorsitzenden gewählt. Unter dem Führungsduo Maier/ Noppes wurde dem Verein ein neues Gesicht gegeben. Weitere jüngere Spieler fanden den Weg in den Vorstand. Wir spielten wieder Kreisklasse, bezahlten 40 DM Mitgliedsbeitrag, und 1995 veranstalteten die Schachfreunde ihr erstes Schnellschach-open mit internationaler Beteiligung und beginnen damit eine ganz neue Ära.“

Chronik 1996-2008

… der Wandel zum heutigen Verein

von Dietmar Herrmann

1996 fand dann bei wachsender Beteiligung und Anerkennung das nächste Int. Schnellschach-Open statt. Doch die Vereinsleitung hatte Blut geleckt. Warum sollte man nicht von einem eintägigen Turnier auf ein mehrtägiges umstellen. Dies würde auch überregional eine wesentliche Popularitätssteigerung bewirken, und den jungen motivierten Schachfreunden ein ideales Betätigungsfeld verschaffen. So wurde dann das 1. Int. Neckar-Open aus der Taufe gehoben. Ein fünftägiges offenes Turnier, welches an Ostern Spitzenspieler anlocken und in der Gemeindehalle durchgeführt werden sollte. Hier war es uns obendrein möglich die Küche zu nutzen. Für die Finanzierung des Turniers ist noch heute die Versorgung der Gäste ein wichtiger Baustein. Eine Gruppe von Teenagern der Deizisauer Schachjugend unter der Leitung der damals knapp 15jährigen Anne Binder, sorgte gleich vom ersten Jahr an für gute Verköstigung, die sich in den kommenden Jahren zu einem wahren Besuchermagnet und Treffen für Schach-Gourmets entwickelte. Noch heute schüttelt mancher den Kopf, wenn er überlegt welch große Verantwortung auf das extrem junge Küchenteam übertragen wurde. Der heutige Vorsitzende Sven Noppes betont immer wieder, dass es ohne das Vertrauen in das damalige Team wohl nie in ein Neckar-Open gegeben hätte.
Die Deizisauer Bewohner konnten in einem DIN A5 Ankündigungsheft, welches über die Jahre weiterentwickelt wurde, alle Informationen für unser großes Osterturnier nachschlagen.

Seit Jahrzehnten wurde verzweifelt an der Verjüngung des Vereins gearbeitet. Diese hatte sich in den letzten Jahren radikal eingestellt; und gleich wurden, siehe oben, große Aufgaben angegangen. Nur vereinzelt übernahmen noch Senioren wichtige Aufgaben.
Lange Jahre übte zum Beispiel Werner Samp die Aufgabe des Materialwarts aus. Als dann Gerhard Maier für immer nach Finnland auswandern sollte, schien aber die komplette Erfahrung im Vorstand zu fehlen. Doch die Schachfreunde sollten ihre Visionen mit Bravour weiter verfolgen. Mit Ralph Berner und Stefan Späth fanden zwei junge, aber sehr ehrgeizige Mitglieder, den Weg in den Vereinsvorstand.

Die damaligen Spitzenspieler Markus Brenner und Dietmar Herrmann trieben ihr Training mit der 1. Mannschaft voran, um endlich aus den Niederungen des Landkreises, sprich der Kreisklasse, herauszukommen. Nach zwei Jahren sollte ihre Arbeit dann endlich Früchte tragen. Mit Neuzugang Torsten Moritz, der allerdings nach
zwei Jahren den Verein wieder verließ, glückte dann auch 1998 der erstmalige Aufstieg in die Bezirksliga Neckar/ Fils. Der Grundstein für den sportlichen Aufstieg war damit gelegt. Trotzdem, die hochgesteckten mittelfristigen Ambitionen des Vorstands schienen sich schwierig zu gestalten. Doch inzwischen hatte sich das Int. Neckar-Open nach seiner zweiten Auflage etabliert. Der Deizisauer Bürgermeister Gerhard Schmid, welcher die Schachfreunden unterstützte, schrieb ein Grußwort. Und zum ersten Mal wurde die lokale Bevölkerung und Presse auf die Schachfreunde so richtig aufmerksam. Im weiteren Jahresverlauf glückte es uns sogar die Deutsche Schnellschachmeisterschaft ausrichten zu dürfen. Bei dieser elfrundigen Veranstaltung gab es auch Freiplätze für Vereinsmitglieder, die natürlich heiß begehrt waren.
Die beim Neckar-Open inzwischen geknüpften Kontakte erwiesen sich als zukunftsweisend. Mit einem aufwendigen Festakt in der Gemeindehalle wurde in jenem Jahr mit zahlreichen Gästen das 50jährige Vereinsjubiläum gefeiert. Im Rahmen dieser Veranstaltung bot uns der Festredner, der damalige Vorsitzende des SC Frankfurt-West und Veranstalter des Weltklasseturniers Frankfurt Chess Classic, Hans-Walter Schmitt, eine Vereinspartnerschaft an, die wir natürlich dankend annahmen und noch heute aktiv pflegen.
Jetzt tat sich auch mitgliedertechnisch Positives. Für das Deizisauer Urgestein Sascha Mareck, der seit längerem durch den Schachbezirk „getingelt“ war, war nun der Zeitpunkt gekommen, zu seinen Wurzeln zurückzukehren. Mit dem spielstarken Philipp Maurischat, und zahlreichen jungen Talenten, wechselte er von Wendlingen zu den SF Deizisau. Es gab eine kleine Mitgliederexplosion und weitere Spieler für die erste Mannschaft. Dies hatte so zuvor keiner für möglich gehalten, aber alle waren sehr angetan. Dies hatte zur Folge, dass man gut besuchte Vereinsturniere spielte und obendrein die Bezirksliga mit einem hervor-ragenden zweiten Platz abschloss.

1999 beim 3. Int. Neckar-Open, übernahm sogar der damalige Ministerpräsident von Baden-Württemberg Erwin Teufel die Schirmherrschaft für das Turnier, welches sich durch stetig steigende Teilnehmerzahlen auszeichnete. Erstmals nahmen mit dem amerikanischen Großmeister und DeepBlue Programmierer Joel Benjamin (USA), sowie der damaligen amtierenden Mannschafts-Olympiasiegerin Chen Zhu (China) außereuropäische Schachspieler teil. Die Deizisauer Veranstaltung war auf dem Weg weltbekannt zu werden.
Am 24.4.99 konnte man eine weitere besondere Aktion ins Leben rufen. Fernschachweltmeister Tonu Oim aus Estland spielte in der Zehntscheuer simultan gegen die vier besten Deizisauer. 2 : 2 lautete das Endergebnis. Ein toller Abend, der nach mehr verlangte. Spätestens hier ist es an der Zeit, die bis heute sehr gute und dauerhafte Zusammenarbeit mit der Zehntscheuer unter der Leitung von Heike Banzhaf und des Ortsjugendrings mit den Schachfreunden zu erwähnen.
Dann gab es den Arbeitskreis Schach FORUM Deizisau. Eine eigene professionelle Vereinszeitung, die sowohl Schachliches und Informatives mit Unterhaltsamen verband. Dies machte das DIN A5 Heft für die Bevölkerung attraktiv und war zweieinhalb Jahre offizielles Verkündungsorgan der Schachfreunde. Es gab also viel zu tun für den Verein. Deshalb wurde nach fünf Deizisauer Schnellschachopen die Reißleine gezogen und der Verein trug dieses Turnier zum letzten Mal aus, um sich voll und ganz auf das, inzwischen in Deutschland bestens bekannte, Int. Neckar-Open an Ostern zu konzentrieren, was sich als Geniestreich erwies.

Das Jahr 2000 sollte neue Herausforderungen bringen. Eine eigene Homepage der SF Deizisau wurde im Internet eingerichtet, die innerhalb von kurzer Zeit sehr viel Lob einstrich. Das 4. Int. Neckar-Open bot inzwischen 17.000 DM Preisgeld. Zu Publikumslieblingen avancierten zwei der jungen Teilnehmer. Der 14jährige Xiangzhi Bu aus China spielte erstmals in Westeuropa, er war nur wenige Wochen davor der jüngste Großmeister aller Zeiten geworden, ein paar Jahre später konnte er dann das Neckar-Open sogar gewinnen. Ein weiteres Wunderkind, der 11jährige Murugan Thiruchelvam aus London, brachte uns sogar zu einem Studioauftritt bei der TV-Sendung „Sport im Dritten“ ein. Zusätzlich hob man an Karfreitag ein separates Kinder- und Jugendopen aus der Taufe, dass sich in den nächsten Jahren sehr gut bewähren sollte.
Der Aufstieg in die Landesliga Neckar/Fils war der interne sportliche Höhepunkt im Millenium.
Erstmals übernahm der Verein im weiteren Verlauf des Jahres eine neue Aufgabe, die verständlicherweise große Skepsis hervorrief: Die Ausrichtung des Deizisauer Hauptfests! „Wie kann ein kleiner Schachverein eine solch gewaltige und traditionsreiche Veranstaltung sicher über die Bühne bringen?“, so fragten viele Stimmen. Doch wieder überzeugten die Schachfreunde mit dem Mut für neue Ideen. Es sollte keine „herkömmliche“ Musik am Samstagabend geben. Nach anfänglicher Verwunderung überzeugte die Idee, Kabarettist und Rock´n Roll-Konzert zu verbinden, die Massen. Am Ende war es das begehrteste Event an jenem Wochenende im ganzen Landkreis, von dem sogar noch heute begeistert geredet wird. Der schwäbische Star-Kabarettist Christoph Sonntag und die Rock´n Roll-Kultband Spider Murphy Gang sorgten für ein bebendes Zelt und glückliche Besucher und Organisatoren.

Die schachliche Verbindung zu unserer Partnergemeinde Neukieritzsch in Sachsen wurde vor allem durch das Neckar-Open hergestellt. Mitglieder des dortigen Schachvereines besuchen uns jedes Jahr an Ostern, um sich mit den besten der Besten zu messen. Eine Delegation der Schachfreunde hingegen, fährt bis heute jedes Jahr im Hochsommer ins neue Bundesland, um bei den dortigen Neukieritzscher Schachtagen die Deizisauer Farben zu vertreten. Zugleich wird dort dann die äußerst interessante Braunkohleabbaulandschaft, sowie die unweit entfernte Metropole Leipzig inspiziert. Die Partnergemeinde - eine sich lohnende Bereicherung für Deizisau.
In der Heimat, wurde unsere Schachjugend Bezirksjugend-Mannschaftsmeister. Nachdem sportlich momentan alles richtig lief, wurde der Schwerpunkt immer mehr zur Förderung der nächsten Generation gelegt. Im Zuge dieser Entwicklung wurden nun regelmäßige Jugendfreizeiten durchgeführt.

2001 kamen zum 5. Int. Neckar-Open nun schon 418 Teilnehmer, darunter Deutschlands Nr.1 Alexander Graf und Großmeister Ian Rogers, der stärkste Spieler Australiens. Die erste Mannschaft hielt sich, dank des ein oder anderen Neuzuganges, in der Landesliga. Leider konnten nicht alle eine deutliche Vereinsbindung aufbauen und gaben nach ein oder zwei Jahren einem Vereinswechsel den Vorzug.
Sven Noppes, der inzwischen als Schiedsrichter und Turnierleiter tätig war, trug durch seine fehlerlosen, nationalen Einsätze weiter zu einer Popularitätssteigerung der SF Deizisau bei.
Unerwartet kam Ende 2001 eine ganz neue Chance für den Verein: Der Traum von einem eigenen Vereinsraum schien erfüllbar. Im Gebäude Kelterhof 13, also fast direkt neben der Zehntscheuer, zog der Ortsjugendring mit seiner Geschäftsstelle ein. Sven Noppes, inzwischen neben seiner Tätigkeit als Vorsitzender der Schachfreunde in gleicher Funktion auch beim Ortsjugendring aktiv, entdeckte bei einem Gang durch das Haus, den nicht ausgebauten Dachstuhl und erkannte sofort die Möglichkeiten für unseren Verein. Die Mitglieder waren schnell überzeugt und Bürgermeister Schmid, Bauamtsrat Sulzmann und den Gemeinderat konnte man im Lauf des nächsten Jahres ebenfalls für das Vorhaben gewinnen. Ein Zuschuss von 5000 Euro wurde uns geboten, da der Dachboden komplett auszubauen war. Von der Dachisolation über Fenster, Fussboden und Heizung war alles auszubauen. Vom WLSB (Württembergischen Landessportbund) war ebenso ein Zuschuss zu erwarten. Im Zuge der Währungsumstellung erhöhte man einstimmig den jährlichen Vereinsbeitrag von 60 DM auf 60 Euro. Das noch fehlende Geld wurde über ein kompliziertes, aber geniales, Mitgliederdarlehensystem sichergestellt. Die Gesamtkosten wurden auf über 20.000 Euro geschätzt. Doch bis zur Baugenehmigung und dem eigentlichen Baubeginn sollte es noch ein Weilchen dauern. Das Jahr 2002 brachte noch weitere Meilensteine. Die Schachfreunde lockten mit Horst Evers, Christoph Sonntag, Herbert Knebels Affentheater und David Leukert gleich vier namhafte Kabarettisten nach Deizisau, um der Deizisauer Bevölkerung eine etwas andere Unterhaltung zu bieten. Für relative geringe Eintrittsgelder erwiesen sich diese Veranstaltungen als Publikumsmagneten, die eindrucksvoll die Kompetenz und Volksnähe der SF Deizisau aufzeigten. Bis heute treten in unserem Ort Kabarettisten mit der organisatorischen Unterstützung unseres Vereins auf.
Das 6. Int. Neckar-Open war wieder ein voller Erfolg, und die inzwischen internationalen Beziehungen zu Spitzenspielern sollten ein weiteres Highlight folgen lassen. Mit den Großmeistern Farago und Horvath aus Ungarn und Balinov aus Österreich an Brett eins bis drei der 1. Mannschaft, erspielten wir den Aufstieg in die Verbandsliga Württemberg/Süd. Nun war man nicht nur organisatorisch sondern auch schachlich ein bunter Hund. Selbstverständlich hatte es im Bezirk Unmutsäußerungen über die Großmeistereinsätze gegeben. Viele glaubten, dass dies nur für einen kurzfristigen Erfolg sorgen sollte. Aber dies war natürlich falsch. Die Vereinsführung ließ sich nicht davon beirren und zeigte auch in Zukunft, durch weitere Großmeistereinsätze, dass man langfristig sportlich hohe Ziele verfolgt.

Im Frühjahr 2003 wurde mit dem Ausbau des Kelterhofes 13 begonnen. Unter Anleitung von Schachfreunde-Urgestein Walter Samp wurden zunächst die Dachbalken verstärkt. Diese Arbeit forderte einen harten sieben Stunden Samstag. Bereits eine Woche später konnte mit der Dachisolierung durch Glaswollematten begonnen werden. Die arbeitende Bevölkerung begleitete die Tätigkeit mit Hustenanfällen, die durch den umherfliegenden Glaswollestaub ausgelöst wurden. Trotzdem kamen die Isolierer gut voran. Die Zimmerleute hatten schon vorher Sicherheitseinrichtungen und Wandverkleidungen angebracht. Die gute Stimmung unter unseren Arbeitern um das Kernteam von Werner Samp, Karl Noppes und Romuald Gustain sorgte für ein rasches Vorankommen des Projekts. Der Verein war darauf bedacht in den neuen Räumlichkeiten des Kelterhofs zusätzliche Trainingsmöglichkeiten, insbesondere Kleingruppen im Kinder- und Jugendbereich einzurichten. Der Vorsitzende Sven Noppes sprach von der Vision einer „Schachakademie“, was ungefähr so aussieht: Schachtrainer mit Bundesliganiveau könnten das Jugendtraining gegen Monatsbeiträge, die sich in ihrer Höhe an Klavierstunden orientieren, zu einer kleinen Talentschmiede ausbauen. Nun musste aber erst einmal die Suche nach so einem Topspieler gestartet werden.

Das 7. Int. Neckar-Open wurde dieses Jahr zu einem Schachfestival umgestaltet. Bereits eine Woche vor Ostern führten die Schachfreunde den Baden-Württembergischen Schulschachpokal mit über 1.000 Jungendlichen durch. Im Anschluss wurde die Int. Deutsche Jugendmeisterschaft veranstaltet. Ein begehrtes Turnier, bei dem sehr talentierte Jugendliche die Chance bekommen Titelnormen zu erspielen. Die teilnehmenden Top Ten des Hauptturniers brachten durchschnittlich sage und schreibe 2590 Punkte auf die ELO-Waage.
Die Deizisauer Verbandsligamannschaft sicherte nach dem Aufstieg den Klassenerhalt, Seit 1998 war man dreimal aufgestiegen und hatte dazwischen immer die Klasse halten können. Bisher schien alles perfekt zu laufen.

2004 startete dann die langersehnte Schachakademie im eigenen Vereinsraum des fertig gestellten Kelterhofdachgeschosses. Mit Frauengroßmeisterin Vesna Misanovic gelang dem Verein der große Fang. Die mehrmalige Olympiateilnehmerin und Top Ten Spielerin in der Frauenweltrangliste stieg als Schachtrainerin voll bei uns ein. Da sie in Leinfelden wohnt, war dies ein Idealfall. So fing im Februar also die Deizisauer Talentschmiede an zu laufen. Über Schülermangel konnte sie sich dabei nicht beklagen.
Das 8. Int. Neckar-Open durfte sich mittlerweile offiziell „Deutschlands größtes Schachopen“ nennen. Die Anzahl der Teilnehmer, die aus über 25 Nationen antraten, war jedes Jahr so stark angestiegen, dass mittlerweile zusätzlich auch die benachbarte Sporthalle als Spielraum herhalten musste. In mühsamer Arbeit legen die „freiwilligen“ der Schachfreunde jedes Jahr die komplette Halle mit einem Teppich aus, um den Hallenboden zu schützen, wie es bei derartigen Veranstaltungen notwendig ist. Mit dem Seniorenopen wurde ein weiteres an den Ostertagen stattfindendes Turnier aus der Taufe gehoben. Zum ersten Mal kamen über 20 Großmeister zum Hauptturnier. Der Sieger hieß dieses Mal Rustam Kasimdzhanov. Dieser wurde nur wenige Wochen nach seinem Turniersieg bei uns sensationell Weltmeister.
Die erste Mannschaft stieg nach einer starken Saison jetzt in die Oberliga/Württemberg, bzw. dritte Liga auf. Es wurde immer über einen Zweijahresplan gefrotzelt, nach dem alle zwei Jahre aufgestiegen wird. Dieser imaginäre Plan war nun zum vierten Mal Wirklichkeit geworden.
Doch der eigentliche Kraftakt des Vereins kam im Sommer. Zum zweiten Mal übernahmen die Schachfreunde die Organisation des Hauptfestes, was vereinsintern nicht bei allen Freude ausbrechen ließ. Schließlich waren einigen die Strapazen vom Sommer 2000 noch gut im Gedächtnis. Nichtsdestotrotz fuhren wir neue musikalische Geschütze auf, um die Bevölkerung zum Staunen zu bringen. Die bekannte A-Capella-Popgruppe „Die Prinzen“ trat im Deizisauer Festzelt auf. Die fünf Sachsen besaßen bis zu diesem Zeitpunkt bereits 15 Goldene Schallplatten. Ein riesiges Spektakel also. Auch an den anderen Abenden des Hauptfestes wurde hochkarätige Musik geboten. Dass Schachspieler eben nicht nur Schachspielen können wurde wieder eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

2005 stand die Schachakademie im Vordergrund. Trainerin Vesna Misanovic trat zusätzlich auch noch für unsere erste Mannschaft an. So konnte in diesem Jahr mit einiger Anstrengung der Klassenerhalt in der Oberliga erreicht werden. Immerhin ließen die SF Deizisau renommierte Spitzenteams wie den PSV Ulm oder den VFL Sindelfingen in der Tabelle hinter sich.
Das traditionelle 9. Int. Neckar-Open, bei dem die weltweite Berichterstattung schon lange nicht mehr wegzudenken war, bot eine weitere Neuerung auf. Das Chess960-Open. Die von Bobby Fischer ausgetüftelte Spielidee, die Figurenstellung auf der Grundreihe auszulosen, war schon einige Zeit von unserem Partnerverein rege betrieben worden. Die sich unter der Leitung des erfolgreichsten Turnierorganisators der Welt, Hans-Walter Schmitt, befindenden Frankfurt Chess Tigers halfen uns tatkräftig mit, um das am Karsamstag stattfindende Turnier durchzuführen. Das Hauptturnier hatte mit einem Top10 Schnitt von 2616 ELO eine kleine Schallmauer durchbrochen und auch organisatorisch wurde bei über 600 Teilnehmer, darunter 30 Großmeister, bis an die Grenzen des Machbaren gegangen. Von der legendären vereinseigenen Küchenverpflegung bis zum Shuttleservice, der Teilnehmer aus benachbarten Hotels zur Gemeindehalle bringt, musste alles stimmen. Mit der Kreissparkasse, dem Technoland, sowie dem Mercedes-Autohaus Russ Jesinger, welches die Shuttlebusse zu Verfügung stellt, hatte der Verein inzwischen drei treue, seriöse und zuverlässige Hauptsponsoren auf seiner Seite.
Das Vereinsturnier wurde in jenem Jahr aufgepäppelt. Mit der ODM (Offene Deizisauer Meisterschaft) sollte frischer Wind in den Verein kommen, was auch geschah. So fanden auch mehrere auswärtige Spieler Freitag abends zum Schachspielen nach Deizisau.

Das Jahr 2006 sollte eher im Zeichen der Stagnation, im positiven Sinne, stehen. Zum Beispiel stieg die erste Mannschaft nach dem zweiten Oberligajahr nicht noch mal auf, was auch sehr vermessen gewesen wäre. Schließlich hätte das für die 2. Bundesliga benötigte Budget (noch) unseren Rahmen gesprengt. Aber die Rehabilitation in der dritten Liga war erstmal die Hauptsache. Wir hatten die Hoffnung, dass sich damit immer mehr für andere starke Spieler der Region eine reizvolle Möglichkeit bietet sich zu präsentieren. Der personelle Zulauf hielt sich dennoch vorerst in Grenzen. Trotzdem gelang es der 2. Mannschaft, die noch immer in der Kreisklasse spielte, sich weiter zu entwickeln. Nur knapp verpasste man die Meisterschaft.
Beim 10. Int. Neckar-Open führten wir die Deutsche Jugendmeisterschaften sowie das Seniorenturnier zum letzten Mal durch. Diese beiden Turniere erwiesen sich zuletzt als weniger rentabel, sowohl finanziell, als auch medienwirksam. Für das Kinder- und Jugendopen dagegen, welches seine sechste Auflage erlebte, wuchs die Nachfrage. Das Neckar-Openheft hatte man auf Wunsch einiger Vorstandsmitglieder von DIN A5 auf ein gewaltig wirkendes DIN A4 umgestellt.
Neue Informationen sorgten dafür, dass uns auch in Zukunft nicht langweilig werden sollte. Unser Vorsitzender hatte mitbekommen, dass die Gemeindehalle während den Herbstferien plötzlich nicht mehr belegt war und in dieser Zeit im landesweiten Schachkalender eine auffällige Lücke war. Es dauerte nicht lange, bis man sich für eine weitere Schachveranstaltung entschied. Wieder kein eintägiges Schnellturnier, sondern dieses Mal ein siebenrundiges Herbstopen. Dieses sollte insbesondere den Jugendlichen im Land in den Herbstferien eine attraktive Möglichkeit geben, die Schulferien aktiv zu gestalten. Es war ein voller Erfolg und mit wenig Aufwand verbunden. Weit über 150 Schachspieler fanden nach Deizisau. Die kulinarischen Angebote der Schachfreunde trugen hier sicherlich wider positiv zu einer Teilnahmeentscheidung bei. Auch die Hoteliers der Umgebung sind von dem zweiten Turnier begeistert. Insgesamt vermitteln die Schachfreunde nun pro Jahr über 2.500 Hotelübernachtungen.
Die Schachakademie lief auch gut weiter. Doch berufliche Gründe führten dazu, dass Vesna Misanovic nicht länger als Trainerin zur Verfügung stand. Der Vorstand war also wieder auf der Suche nach einer schachlichen Kompetenz. Diese wurde mit der Internationalen Meisterin Marina Olbrich gefunden. Die mehrfache Deutsche Meisterin und vielfache Nationalspielerin aus Murrhardt übernahm die Schachakademie. Obendrein stellte sie sich auch in den Dienst der Deizisauer Oberligamannschaft. In Verbindung mit unserem Partnerschachklub wurde das Trainingsprogramm verbessert und offiziell in Chess Tigers Universität Neckar umbenannt.
Bei der jährlichen Jahreshauptversammlung wurde erstmals einstimmig eine Frau zu eine der beiden Vorsitzenden gewählt: Anna Schütte bildet noch heute mit dem Vorsitzenden Sven Noppes die Vereinsspitze.

Endlich 2007, sollte es gelingen, souverän mit der Kreisklassenmannschaft in die Bezirksliga aufzusteigen. Ein wichtiges Ziel, den Abstand zwischen den ersten zwei Mannschaften zu verringern war geschafft. Doch leider wurde dieser Abstand nochmal verkürzt, denn das Oberligateam musste in die Verbandsliga absteigen. Trotz Spitzenbesetzung konnte man dem rauhen Oberligawind nicht trotzen. Ein bitterer Moment.
Beim erfolgreichen 11. Int. Neckar-Open war dieses Mal auch Chinas Nummer 1, Xianghzi Bu, am Start. Dieser hatte ja bekanntlich schon im Jahr 2000 für großes Aufsehen gesorgt und bewies nun, dass die damaligen Hoffnungen in ihn gerechtfertigt waren.
Der reguläre Vereinsabend war inzwischen auf den Kelterhof und das Foyer der Sporthalle umgestellt worden, da der TSV, nun Pächter der Räumlichkeiten auf der Hinteren Halde, diese selbst nutzen wollte. Die Sonntagsspiele können wir aber meist noch dort austragen. Trotzdem ist die Vereinsraumsituation seitdem nicht mehr gut. Im Kelterhofdachgeschoss ist für zwei gleichzeitige Mannschaftswettkämpfe definitiv kein Platz. Das Sporthallenfoyer ist oft belegt und der lärmintensive Fussboden nicht regulär.
Das Herbstopen sorgte dafür in diesem Jahr wieder für schachliches Aufsehen. Schon beim zweiten Mal top besetzt. Der lettische Groß-meister Viesturs Meijers räumte den ersten Preis ab.
Die dritte Auflage der ODM war dann zum Jahresende das letzte größere Turnier.

2008 startete gleich mit einer Innovation. Für den regulären Schachbetrieb ließ sich der Vorstand zum ersten Mal ein „Grand-Prix“-Spielsystem mit Jahreswertung einfallen. Es wird von Turnier zu Turnier abwechselnd Chess 960 sowie klassisches Schach gespielt. Ebenso variiert die Bedenkzeit von fünf bis zu zwanzig Minuten. Damit sollte für wirklich alle Mitglieder etwas geboten sein. Dies führte dann auch prompt zu regen Vereinsabenden, da alle erzielten Punkte am Jahresende addiert werden. Selbst vor weiten Anfahrtswegen schreckten Deizisauer Spitzenspieler nicht zurück, um an diesen regelmäßig stattfindenden Turnieren teilzunehmen.
Beim 12. Int. Neckar-Open gelang es dem routinierten Team der Schachfreunde wieder, so gut wie alles richtig zu machen. Die vielen benötigten Helfer zeigten wieder, was sie draufhaben. Sei es Teppich ausrollen, Tische und Stühle schleppen, Essen kochen, Turniertabellen erstellen und vieles mehr. Erstmals konnte auch die Küche in der Sporthalle benutzt werden, was deutlich zur Entlastung der bewährten Gemeindehallenküche führte.
Mit der 2. Mannschaft konnte man sich in der Bezirksliga etablieren, und das Verbandsligateam wurde Meister. Somit konnte man das Wort Oberliga wieder mit breiter Brust in den Mund nehmen. Trainerin Marina Olbrich, die inzwischen Manakov heißt, gelang es, ihren Mann Ilija, ein ebenso starker Spieler, für uns zu gewinnen. Und der durch die ODM auf uns aufmerksam gewordene Prof. Bernhard Weigand verstärkt zusätzlich das frischgebackene Oberligateam.
Die 3. Mannschaft sorgte endlich auch für Furore. Sie stieg etwas überraschend von der A-Klasse in die Kreisklasse auf, in der man vor knapp über zehn Jahren noch mit der ersten Garde gespielt hatte. Nach der Sommerpause startete Marina Manakov die Schulschach AG neu. Die langjährige Arbeit von Anna Schütte und Ralph Berner wurde somit professionell fortgesetzt. Natürlich auch ein besonderer Coup: Es gibt nicht viele Schul-AG´s bei der Nationalspieler die Schüler betreuen.
Mit 184 Teilnehmern war das 3. Herbst-Open weiterhin auf einem guten Weg, sich zu einem zweiten dauerhaften Großevent der Schachfreunde Deizisau zu etablieren.
Für einen herausragenden Abschluss sorgte nach Weihnachten und kurz vor Silvester unser U16 Team. Im rheinlandpfälzischen Bingen erzielten Syang Zhou, Marcel Früchel, Alex Rempeli und Tim Winkler einen tollen vierten Platz bei den Deutschen Vereinsjugendmeisterschaften.

Chronik 2009

von Dietmar Herrmann

Das 13. Int. Neckar-Open 2009 legte wieder einen Zahn zu. Mit 713 Teilnehmern aus 31 Nationen konnten die Schachfreunde ihren Platz als größtes Osterturnier der Welt bestätigen und ausbauen. Der Titel „Deutschlands größtes Schachopen“ konnte weiterhin erfolgreich verteidigt werden.

Zwei Meisterschaften gab es dann zu verzeichnen. Die vierte Mannschaft wurde Sieger in der B-Klasse, während das Frauenregionalligateam in die zweite Bundesliga aufstieg. Hier erwarteten die Deizisauer Damen interessante Gegner wie München, Augsburg, Mainz oder Zeulenroda(Thüringen), um nur vier zu nennen. Dass keine der heimischen Mannschaften absteigen musste, war sehr erfreulich. Insbesondere war der Klassenerhalt der dritten Mannschaft, die sich nach dem letztjährigen Aufstieg souverän in der Kreisklasse etablieren konnte, positiv hervorzuheben.

Zur neuen Saison entschloss sich der Vorstand, endlich wieder fünf Mannschaften in den Spielbetrieb zu schicken. Dies führte natürlich zu einem prallgefüllten Terminkalender, und Spielraumproblemen, die allerdings in diesem Jahr unverhofft auf positive Nachrichten stießen. Neubürgermeister Thomas Mathros, setzte das von Bürgermeister Schmid gelebte Schachfreundeengagement, gleich zu Beginn seiner Amtszeit, erfolgreich fort. Er setzte das Thema „Spielraum für den Schachverein“ ganz oben auf die Liste beim Gemeinderat. Das Ergebnis war, sozusagen, die königliche Adresse in Deizisau. Mit dem Dachgeschoss im Alten Rathaus wurde den Schachfreunden ein weiterer Vereinsraum zugesprochen, was zu allgemeinem Zuspruch führte. Jetzt mussten in den „Kleinen Bruder des Kelterhofes“, aber noch einige Renovierungsarbeiten sowie Mobiliar investiert werden, sodass die Einweihung erst im nächsten Jahr erfolgen sollte. Hierzu wurde man ebenso von der Gemeinde unterstützt, was die langjährige Zusammenarbeit von Schach und Ortspolitik weiter intensivierte. Der Versuch, einen Termin für ein Open-Air Grand-Prix zu finden, war dann geglückt. Sonntagsmorgens trafen sich über zehn Schachfreunde im schattigen Kelterhof, um sich unter freiem Himmel zu duellieren. Der Tag endete mit einem gemütlichen Ausklang in der Rettichbar.

Das 4. Int. Herbst-Open zeigte dann ungeahnten Zuwachs von über 60 Schachspielern. Die knapp 250 Teilnehmer bestätigten, dass in den Herbstferien gut schachzuspielen ist. So scheinen die SF Deizisau mit diesem Event, wie einst dem Neckar-Open, auf einem guten Weg zu sein. Kurz vor Jahresende gab es dann noch einen Höhepunkt. Zur Weihnachtsfeier mit Chess 960 – Turnier und Fleischkäse hatte sich ein Fernsehteam vom SWR angemeldet. Mit einigen Interviews und einem kleinen Einblick in die Welt der Schachfreunde, wurden die anwesenden Deizisauer Schachspieler, in einer zehnminütigen Fernsehsendung verewigt. Diese wurde kurz vor den Feiertagen landesweit ausgestrahlt.

Historisches

Zum 50jährigen Vereinsjubiläum verfasste unser langjähriger Vorsitzender Karlheinz Eisenhardt (1929-1998) eine Chronik über die ersten 47 Jahre des Vereins. Diese veröffentlichen wir hier im unveränderten Wortlaut. Dietmar Herrmann hat diese Chronik ergänzt um die fehlenden Jahre bis zum 60jährigen Jubiläum im Jahr 2008.

Fortführung der Chronik:


2009 Dietmar Herrmann

Die Trainer

Wer ist die Trainerin der Schulschach AG?

SimonaGheng

Simona Gheng spielt bei den Schachfreunden Deizisau in der 2. Frauenbundesliga. Sie ist 1973 geboren, Mutter von vier Kindern und mehrfache Württembergische Meisterin. Sie betreut weitere Schulschach AGs in Stuttgart und Filderstadt. Sie hat seit 1999 die C-Trainer-Lizenz.

Schach in der Schule

Wann:
ab 10.10.2013, 16-17 Uhr

Wo:
Gemeinschaftsschule Deizisau, Mittelbau M-E2

Für wen:
Alle Schülerinnen und Schüler der Grundschule Deizisau der Klassenstufe 1 bis 4, Ausnahme: Mitglieder der Schachfreunde Deizisau e.V., die bereits aktiv am Wettkampfbetrieb teilnehmen.

Beitrag:

20 Euro für das Schulhalbjahr. In dem Betrag ist das Trainingsmaterial bereits enthalten (fällig ab der zweiten Teilnahme, erstes Training ist Schnuppertraining)

Trainerin:

Simona Gheng

Ausrichter:
Schachfreunde Deizisau e.V.

Infos:

Sven Noppes,
Uhlandstr. 39,
73779 Deizisau
Mobil: 0172/7258738
Email: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

oder in unserem Flyer.

Für weitere Informationen können Sie uns eine Nachricht über das Kontaktformular zukommen lassen. ->Link.
Simona Gheng wird die Kinder mit Hilfe von verschiedenen Trainings- und Übungsmaterialien dazu führen eine Partie im Sinne der Regeln zu spielen (Schachbrett, Gangarten der Figuren, Schach, Matt, Patt, Rochade, ...). Im weiteren Verlauf des Schuljahres sollten die Kinder in der Lage sein erste Turniere mitspielen zu können. Schüler, die schon einige Erfahrung haben, sollen sich mit Hilfe der „Stappenmethode“ Schritt für Schritt weiterentwickeln, ihr Schachwissen vertiefen und an Spielstärke gewinnen. Eine normale Schulschach AG-Stunde läuft normal wie folgt ab:

  • Kurze Einleitung in das Thema (Demobrett)
  • Selbständiges Arbeiten im Übungsheft
  • Gemeinsame Besprechung der Lösungen
  • Freies Schachspiel

“Schach hilft Kindern, mannigfaltige Fähigkeiten und Charaktereigenschaften zu entwickeln, die im täglichen Leben sehr wichtig sind: Logik, die Fähigkeit, Dinge zu Ende zu denken und korrekte Entscheidungen zu treffen, und die Fähigkeit, Verantwortung für diese Entscheidungen zu übernehmen. Das Schachspiel erzieht Kinder zur Disziplin.“ (Zitat: A. Karpow, Weltmeister 1975-1985)

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