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Schachfreunde Deizisau e.V.

Interview mit Arkadij Naiditsch

naiditsch von Bernd Grill, Schachreferent Arkadij Naiditsch ist derzeit die Nr. 1 unter den Schachspielern in Deutschland. Er erlangte den Großmeistertitel bereits mit 15 Jahren und gehört zu den am häufigsten eingesetzten Spielern in der 1. Mannschaft der SG Baden-Oos, dem Seriensieger der letzten Jahre in der Schach-Bundesliga. Sven Noppes, Vorstand der Schachfreunde Deizisau und Manager des Teams der SG Baden-Oos in Personalunion, war es im Rahmen des Schulschachpokals gelungen, den Weltklassegroßmeister nach Deizisau zu locken. Dies war ein willkommener Anlass für ein Interview mit dem charismatischen Schachprofi; das Gespräch führte der Schulschachreferent des Schachverbands Württemberg, Bernd Grill. BG: Herr Naiditsch, Sie sind hier als Überraschungsgast in Deizisau präsentiert worden. Könnten Sie uns einmal aus Ihrer Sicht schildern, was das Faszinierende am Schach ist? AN: Ich bin der Einladung von Sven Noppes, einem guten Freund von mir, zum Kinderschachturnier gefolgt. Ich bin froh, hier zu sein – tolle Organisation, wie immer. Ich habe das Neckar-Open hier schon mitgespielt und fühle mich wohl in Deizisau. Was mir am Schachspiel gefällt? Das ist schwierig zu sagen, denn es ist schon so lange her, dass ich damit angefangen habe…  Jetzt ist es mir zum Beruf geworden. Ich spiele aber immer noch sehr gerne Schach. Man kann zeigen und zu beweisen versuchen, dass man mehr davon versteht, sieht oder rechnet als der Gegner. Man kann den Gegner überspielen. Mir gefällt, dass man sich anstrengen muss: es ist nicht immer einfach, sechs Stunden lang eine Partie zu spielen. Dennoch bleibt es ein Spiel. Ich würde mich grundsätzlich als Spielertyp einstufen, der einfach gewinnen will. Ich habe im Schach von meiner Seite bereits unzählige Stunden an Arbeit investiert – und das schon, als ich noch jung war. Ich habe im Alter von fünf Jahren angefangen und bin dann mit 15 Großmeister geworden, quasi Profispieler. Jetzt bin ich 25 und spiele also schon zehn Jahre lang auf sehr hohem Niveau. Da sieht man Schach nicht mehr nur als Spaß an – Spaß ist eben auch mit harter Arbeit verbunden. BG: Würden Sie sagen, dass bei diesem Turnier der Spaß im Vordergrund steht oder dass es sich dennoch um eine wichtige Veranstaltung handelt, um Schach an den Schulen zu fördern? AN: Ich denke, dass es in erster Linie schon ein Turnier ist, das Spaß machen soll. Dennoch ist es ein gut organisiertes Turnier, das den Kindern die Gelegenheit gibt, zusammen zu kommen und gegen andere Spieler anzutreten oder sich auch darin zu messen, welche Schule im Jugendbereich eben momentan führt. Ich denke, die Veranstaltung ist einfach sehr wichtig als Beleg für die Arbeit mit Kindern und auch deren Betreuung. Rein schachlich gesehen mag sie nicht so wichtig sein – es gibt nicht sehr viel zu gewinnen, aber dennoch sind derartige Veranstaltungen für viele Kinder einfach toll. Das ist auch der Grund, weshalb ich hier bin, denn solche Projekte unterstütze und begrüße ich prinzipiell. BG: Können sie mal erzählen, wie Sie selbst zum Schach kamen? AN: Meine Eltern brachten mich zu einem ganz normalen Schachverein [in Russland] – genau wie hier, wo die Kinder auch in Vereinen spielen. Man nannte das damals zwar eine Schachschule, aber es war quasi dasselbe wie ein Schachverein. Dann machte ich rasch Fortschritte und wurde Europameister in der Alterskategorie U10. Da war ich neun Jahre alt – und dann begann ich, einfach noch mehr für Schach zu tun. Es ist doch ganz natürlich, dass wenn man ständig Leistung zeigt, man auch etwas erreichen möchte. Es kommen eben viele Faktoren zusammen. BG:    Was würden Sie ambitionierten Jugendspielern mit auf den Weg geben wollen? Was ist heutzutage ganz besonders wichtig, um sich nach oben zu arbeiten? AN: Ganz besonders wichtig erscheint mir, viel zu arbeiten. Früher war das nicht so, aber heutzutage arbeiten schon kleine Kinder mit den Schachprogrammen und dies dazu sehr professionell. Das heißt, man muss ständig etwas tun. Man kann sich nicht lange ausruhen und erwarten, das Gleiche wie jemand zu erreichen, der zehn Mal mehr Arbeit investiert. Man muss auch vor allem taktische Fähigkeiten pflegen und Kombinationen schnell lösen können. Wenn man richtig gut rechnen kann, bringt das enorm viele Vorteile mit sich.

BG: Würden Sie sagen, dass man es auch mit einigem Spaß immer noch ziemlich weit bringen kann – vielleicht nicht gerade in die Weltelite, aber doch als sehr starker Vereinsspieler? AN: Wie gesagt: mir macht es immer noch großen Spaß. Wie man jetzt sieht, gilt dies sogar für die Nr. 1 der Weltrangliste: Magnus Carlsen, denke ich, hat großen Spaß am Schach. Das heißt, selbst der weltbeste Spieler spielt mit großem Vergnügen. BG: Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für die Zukunft. Bilder von Arkadij Naiditsch auf flickr.com