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Schachfreunde Deizisau e.V.

Oberliga: Deizisau II und SC Weiler im Allgäu trennen sich Unentschieden

Frank Zeller und Marc Gustain

Weiler im Allgäu (irgendwo in den bayerischen Ausläufern des Bodensees im hügeligen Voralpenland versteckt) gilt laut Statistik als Aufstiegsfavorit der Oberliga. Deizisau II indes liegt, nimmt man nur den Schnitt der nominell ersten acht Bretter zur Grundlage, auf Platz zwei des Ratings – somit war es quasi das „Aufstiegsduell“, das am Sonntag im Deizisauer Alten Rathaus stattfand!
Die reelle Tabellensituation spricht allerdings eine andere Sprache. Deizisau ist nicht ideal in die Saison gestartet, hängt in der unteren Tabellenhälfte fest und ist vor allem bemüht, die Klasse zu halten. Auch Weiler konnte bislang noch nicht seine Favoritenstellung untermauern und rangiert im Mittelfeld. Es hängt vieles davon ab, ob Weiler ihre ausländischen Profis ans Brett bringt. An den hinteren Brettern sind sie nicht unbedingt oberligatauglich. Unser Team musste bislang auch meist auf ein paar Spitzenspieler verzichten, öfters gingen bisher Punkte unnötig verloren, wurden Chancen nicht genutzt, und Deizisau II spielte „unter Wert“. Auch deshalb wurde kurzfristig noch ein neuer Spieler hinzugemeldet, der Kroatische Schachtrainer Robert Dabo-Peranic wurde auf Vermittlung von Mara Jelica neu ins Team geholt und gab in Runde vier der Oberliga sein Debüt.

Weiler reiste mit zwei Autos ans Neckarknie: eines kam aus dem bayerisch-österreichischen Süden, das andere aus Prag. Vier Tschechen waren im Aufgebot, doch die vier Spitzenspieler waren anderweitig verplant. Weiler war somit ziemlich ersatzgeschwächt, während „Deizi Due“ die bislang beste Aufstellung ins Feld führte – im Schnitt  waren wir den weit gereisten Gäste rund 70-80 Elopunkte überlegen.
Leider kam nur ein 4:4 dabei heraus, das durchaus leistungsgerecht war. Vieles habe ich nicht mitbekommen, weil ich (F.Z.) meist mit meiner eigenen Partie beschäftigt war, und als ich nach der Zeitkontrolle durchschnaufen und `rumschauen konnte, war bis auf meine und Sebastians Partie schon alles beendet und es stand 3:3. Und bei den beiden verbliebenen Partien sah es jeweils nach Remis aus, was auch bald schon unterschriftsreif war – alle konnten damit zufrieden sein!  
Mein Kollege Marc hat ein paar Eindrücke gesammelt, ich habe sie noch durch meine Beobachtungen ergänzt:
Die erste Partie wurde von Ovidiu Foisor mit Remis beendet. Ovidiu ist ein sehr routinierter Spieler, kaum zu besiegen, er hat in der Saison auch schon Rudi Bräuning geschlagen. Aber seine drei Remisen haben einen Zügeschnitt von 12 Zügen! Und zwei davon waren ziemlich identisch, nur dass er einmal die schwarzen, und am letzten Sonntag eben die weißen Figuren führte! Bisschen schade, wenn man bedenkt, dass er eine weite Anreise hat … nun ja, kein Beinbruch, sicher, wir waren ja an den 7 Restbrettern fast überall elomäßig im Vorteil, aber eigentlich sollte es auch in der Oberliga eine Regel geben, dass man vor dem 20. oder am besten vor dem 30. Zug kein Remis vereinbaren darf, das würde die Spieler vor sich selbst und ihren Remisangeboten schützen.
Ein weiteres Remis steuerte Marc bei: zunächst hatte er zwei Remisofferten seines Gegners abgelehnt, doch überreizte er die ruhige Stellung, und war letztlich froh, dass der Gegner jederzeit mit einem halben Punkt hochzufrieden war. Am Nebenbrett dann das erste Erfolgserlebnis für Deizisau: Anzhelika Valkova spielte überlegen, konnte durch eine Fesselung Brigitte Mira eine Figur abluchsen und gewann locker.
Dafür verlor Mara ziemlich glatt. Ihr war bereits in der Eröffnung ein Bauer ärgerlicherweise abhandengekommen, letztlich quälte sie sich und ihren Gegner in einem Bauernendspiel mit zwei Minusbauern. Vergeblich.
Neuzugang Robert D.-P. bewies zunächst sein großes schachliches Verständnis. Er schien seinen Gegner auf breiter Front zusammenschieben zu wollen. Doch dann funkte seine mangelnde Praxis dazwischen – wie er mir sagte, spielt er nur 10 Partien im Jahr! – und er übersah eine Kombination, bei der er zwei Läufer gegen einen Turm verlor. Danach war die Partie nicht mehr zu halten. Mag auch sein, dass die Nacht im Bus ihn müde gemacht hat! Anschließend wollte er mit mir noch blitzen, und dort zeigte er, dass er ein großer Angreifer ist: zweimal überrollte er mich furchtbar im Mattangriff!  
Die Niederlage konnte zum Glück von Valerij Bronznik ausgeglichen werden. Sehr wichtig für uns und auch für Valerij, der bislang recht unglücklich agierte und noch immer seiner Partie gegen Stuttgart vom letzten Spieltag nachtrauerte… endlich ein Sieg!
Ich selbst kam zufriedenstellend aus der Eröffnung, im damenlosen Mittelspiel konnte ich die Initiative übernehmen, auch lehnte ich ein Remisangebot ab (muss Methode der Weiler Spieler sein…). Der Preis war leider wie oft bei mir ein hoher Zeitverbrauch. In aufkommender Zeitnot stürzte ich mich auf ein Abenteuer, das fast nach hinten hätte losgehen können. Letztlich tauschte sich sehr viel ab, beide Seiten besaßen einen gefährlichen Freibauern, aber mein Gegner war „am Drücker“, wobei das konkret nur bedeutete, dass er eine Zugwiederholung erzwingen konnte, was er auch tat.
Die letzte Partie sollte also die Entscheidung bringen. Bei Sebastian Fischer sah das Endspiel kompliziert aus. Weiß besaß die starke Bauernmajorität am Damenflügel, Schwarz einen weit vorgerückten Freibauern. Wieder war es der Weiler Spieler, der Remis bot. Sebastian sah letztlich keine Gewinnmöglichkeit und akzeptiert, was zum 4-4 Endstand führte. Immerhin ein Punkt, der am Ende wichtig sein könnte.
Die Liga sieht heuer sehr ungewohnt aus. Nach vier Runden liegt Schwäbisch Gmünd an der Tabellenspitze – vor der Saison waren die Gmünder Abstiegskandidat Nr. 2!
Jeder kann scheinbar jeden schlagen – bis auf Sontheim, das, wenn nicht noch ein mittelschweres Wunder geschieht, die Klasse nicht wird halten können. Auch Bebenhausen tut sich sehr schwer, und muss auf ein Zeichen von Oben hoffen, und darauf, dass diesmal nur ein Team absteigen muss.
Das nächste Spiel findet am 13.01.2019 in Biberach statt. Mutmaßlich wieder ein Duell auf Augenhöhe. Zwei Mannschaftspunkte wären mal schön!